16.06.2013

Freitag 14.Juni – in den Bergen über Agadir – km 4.613


Ich sitze hier total erschöpft nach einem Off-Road-trail, wie ich ihn in meinem Leben noch nicht erlebt habe. Aber von Beginn an.
Am Morgen bei Aoulouz fahren wir zunächst in die Stadt und kaufen ein. Ich kläre noch im internet einige Angelegenheiten und treffe die Anderen dann auf dem Markt.
Jahir, sein Sohn und Turi mit Stina wollen direkt in einem Rutsch nach Marrakech. Ich aber muss Richtung Agadir und möchte auf dem Weg noch mal in die Berge.
Eine sehr Schöne Zeit gemeinsamer Touren geht zu Ende. Ich hoffe, man sieht sich wieder.

Die ersten Kilometer bis Taroudant verstreichen flott.


Ich mache Rast im Zentrum zu einem Tee und fahre dann nicht die N10, sondern nördlich auf einer Nebenstrasse. Am heiligen Freitag des Islam ist fast kein Verkehr und ich bin bal din der Nähe von Agadir. Jetzt möchte ich in die Berge nach Imouzzer des Ida Outanane zu den Wasserfällen und ins paradis valley.

Das Navi beschreibt mir eine Pistenstrecke, die schliesslich als Jeep-trail ausgewiesen wird. Es beginnt wie schon im Atlas mit durchaus noch problemlos, aber langsam zu befahrenden Bergpisten. In einem Dorf nach 1 Stunde Fahrt frage ich dann einen älteren Marokkaner nach dem Weg und er erklärt mir, dass ich ganz zurück müsse.
Nach einigen Überlegungen und Diskussionen sieht er mich und das Auto an und sagt, es gäbe auch eine Piste. Diese ist auch auf meinem Navi angezeigt. Also fahre ich weiter.



Aber ich hätte eigentlich gewarnt sein müssen, denn auf dieser „Piste“, eher ein Eselspfad, war nur eine Fahrspur zu erkennen. Zunächst ging es aber noch. Nach einer stunde wurde es dann enger und enger. Büsche kreischten am Fahrzeug, ich musste auch größere Steine aus dem Weg räumen.
Dann kamen die ersten anspruchsvollen Passagen und ich verfluchte, dass ich allein unterwegs war. Ständig musste ich aussteigen und mir die Fahrspur genau ansehen. Einmal am Abgrund, einmal zwischen größeren Felsbrocken oder an fast unüberwindbar aussehenden Bodenwellen.

An Wenden war zunächst nicht zu denken und ich betete, dass ich nicht plötzlich vor der nächsten Wendemöglichkeit an einem unüberwindbaren Hindernis stände.

Immer weiter ging es. Schliesslich kam ich an einen Erdrutsch, der die Piste blockierte.


 Ich räumte ein paar „Fels-chen“ zurecht und entfernte mit Montiereisen und Hebel die grösseren Brocken, so dass ich Schritt für Schritt – immer wieder mit Aussteigen und Spur verfolgen – das Hindernis überwinden konnte.

Weiter gings zu einem trockenen Flussbett, das zunächst auch nicht überwindbar schien. Ich arbeitet bis zur Erschöpfung ca 2 Stunden.Ddann hatte ich eine Spur freigelegt, die ich wieder Schritt für Schritt mit Ausstieg und Kontrolle der Räder und ihrer Spur fahren konnte.



Ein ansehnlicher schwarzer Skorpion, der es auf meine mit Sandalen „bewaffneten“ Füsse abgesehen hatte, musste dran glauben. Ich zerquetschte ihn mit einem Stein. 

Wie gern hätte ich mir die Zeit genommen, ihn zu beobachten, aber in der angespannten Situation konnte ich es mir nicht leisten, ihn beim Umschichten von Steinen – jeder Stein wurde sowieso erst mal von unten kontrolliert – aus den Augen zu verlieren oder einen Angriff auf meine Füsse zu übersehen. Schade. Aber die Ungewissheit, wie ich hier wieder rauskomme ließ mir keine Ruhe.

Nach einer kurzen Erholungspause ging es dann bergauf weiter...aber sehr sehr mühsam 10m fahren und dann wieder aussteigen , Steine zurecht rücken oder entfernen, Löcher ausstopfen.

Dann Rumpelte mein Schneckenhaus wieder ein paar Schritte weiter.
Nach der nächsten Kurve dachte ich schon, das ist es, jetzt schau mal, wie Du zurück kommst. Die Ausspülung einer Quelle hatte nach links unten so tief die Piste weggespült, dass nur noch eine Spur frei war. Ausgerechnet hier gingen mir die Steine aus.


Dann fand ich jedoch etwas oberhalb genug Steine und kleine Felsen, die ich hinunterschmeissen konnte, um die Ausspülung auszukoffern. Wieder verging einige Zeit, bis ich die schwierige Passage überwunden hatte.
Ein paar hundert Meter weiter habe ich nun hier in der herrlichen Einsamkeit meinen Rastplatz für die Nacht gefunden.

Es ist 18:00 Uhr, noch angenehm warm, ich habe mich etwas erholt und gegessen. Die Hände und die Unterarme sind ab und zu noch von Krämpfen befallen.

Wie wohltuend ist da mein Schneckenhaus, in dem ich zunächst eine erfrischende Dusche geniesse. Sicher werde ich tief und gut schlafen. Ich bin gespannt, was morgen noch auf mich zukommt.
Der Nissan hat sich bisher tadellos gehalten und auch die Reifen, die heute Vieles mitgemacht haben, zeigten sich stark. Ich hoffe, dass das morgen bestätigt wird.

Wer das Abenteuer liebt und diesen track fahren möchte, kann gerne die GPS-Daten erhalten. Empfehlung: Aber nur mit Beifahrer, der Einwinken und beim Räumen helfen kann.

Donnerstag 13.Juni – Aoulouz – km 4.429




Den ganzen Tag fahren wir sehr anspruchsvolle Bergpisten. Nur mit Getriebeuntersetzung im 1. und 2. Gang. So dringen wir tief in die abgelegenen Regionen des hohen Atlas ein.

Grund dafür ist unter Anderem diese Strassensperre bei Bauarbeiten auf unserer vorgesehenen Piste. Ein Bagger hat den Fels abgetragen und damit ist die Strasse voraussichtlich für diesen Tag blockiert.

- Piste im Atlas - Streckenführung (GPS-Tracks)als Beispiel -
Wir wagen eine nicht eingezeichnete Umgehungsstrecke

über abgelegene Bergdörfer, in denen man uns überall freundlich zuwinkt. Kein Wunder, denn auch wir strahlen über beide Ohren.

- Zwei im Ernteeinsatz für Marokko ;-) -
Auch hier erreicht uns eine Strassensperre in Form von einem quer stehenden Trecker, mit dem das Stroh gehächselt wird. Jahir und ich beteiligen uns unter dem Beifall der Bauern an der Arbeit, damit wir schneller vorankommen. Alle haben ihren Spass und wir werden winkend verabschiedet.

- Bergdorf im Atlas -
Zum Abendessen treffen wir in Aoulouz, wo wir auch draussen vor der Stadt an einer Brücke übernachten.